Die fünf Phasen der Prozesskette sind in deren Abfolge nicht chronologisch zu verstehen. Es geht also um Stationen und Aufgaben, die Personen auf ihrem Weg der beruflichen Integration bewältigen müssen.
So sind "Sprünge" in den Phasen nach vorne oder zurück möglich; ebenso müssen nicht alle Personen stets alle fünf Phasen durchlaufen. Der Prozess der beruflichen Integration ist immer individuell. Damit dienen die Phasen dazu, verschiedene Ausgangssituationen und damit Bedarfe von Personen zu umschreiben.
Umgekehrt wird es damit möglich, dass sich Akteure aus dem Handlungsfeld mit ihren Angeboten den verschiedenen Phasen zuordnen. In der Konsequenz ist die Prozesskette auch als Vernetzungs- und Analyseinstrument zu nutzen: Wer bietet welche Unterstützung für welche Fragen? Wo gibt es viele Angebote? Wo gibt es Lücken? Wie sind Übergänge zwischen den Angeboten und Phasen organisiert?
"Ich stehe ganz am Anfang. Vieles ist unklar, weil sich meine Lebenssituation geändert hat. Arbeit ist wichtig, aber viele andere Dinge müssen auch bedacht werden. Wer kann mir helfen, wo kann ich hingehen, was gibt es alles in der Region?"
Phase 1 widmet sich den ersten Schritten eines beruflichen Einstiegs oder einer beruflichen Veränderung.
Oft herrschen in dieser Phase Informationsdefizite bei aufenthalts- und arbeitsrechtlichen Fragen, zu Sprachkursen, zu Schule und Familienangelegenheiten, zu Möglichkeiten der beruflichen Beratung und Weiterbildung und zur Anerkennung von ausländischen Qualifikationen vor.
Deshalb ist es wichtig, dass grundlegende Informationen für eine (berufliche) Integration zur Verfügung stehen, diese auf die individuellen Bedürfnisse abgestimmt und für alle zugänglich und versändlich sind.
Zwar findet in dieser Phase noch keine spezifische Beratung statt, aber es werden Basisinformationen zu allen Belangen der Integration und ein Überblick zu rechtlichen Rahmenbedingungen sowie zu lokalen Strukturen vermittelt, um die Voraussetzungen für den Prozess der (beruflichen) Integration zu schaffen.
IQ-Prozesskette, Phase 1
"Informieren, Beraten lassen, Planen - Ich habe eine Idee, wie ich beruflich starten will. Jetzt brauche ich Unterstützung. Wer sagt mir ganz genau, was jetzt zu tun ist? Wer begleitet mich bei den Schritten, die jetzt zu gehen sind. Wer hilft mir beim Auswählen, wenn es mehrere Möglichkeiten gibt?"
Diese Phase hat das Ziel, dass die Person alle weiteren Informationen zur Orientierung für die berufliche Perspektive erhält bzw. sich selbst verschaffen kann und auf dieser Basis eine realistische Einschätzung zur Realisierung ihres Berufszieles in Angriff nehmen kann.
Angeboten wird eine Unterstützung bei der beruflichen Neuorientierung oder einem Wiedereinstieg, bei der Suche nach einer geeigneten Umschulung oder Weiterbildung, bei Bewerbungen oder bei der Suche nach alternativen beruflichen Möglichkeiten.
Im Ergebnis erfolgt eine Abschätzung und Abwägung von potenziellen Realisierungswegen und eine Planung der dazu notwendigen nächsten Schritte.
IQ-Prozesskette, Phase 2
"Lernen, Üben, Prüfung machen - Ich weiß, was mein Ziel ist und was mir noch fehlt. Wie bewerbe ich mich? Wo finde ich die richtigen Angebote? Was muss ich selbst bezahlen, wofür gibt es Geld? Wie sieht mein Businessplan aus?"
In diesem Teilprozess wird die Erweiterung und Entwicklung vorhandener Kenntnisse und Fähigkeiten angestrebt, um die individuellen Chancen am Arbeitsmarkt zu verbessern.
Dies können Trainingsmaßnahmen, (berufsbezogene) Deutschkurse oder (berufsspezifische) Maßnahmen sein wie Nach- oder Anpassungsqualifizierung oder Fort- und Weiterbildung.
Beendet ist der Umsetzungs- und Qualifizierungsprozess, wenn die Person über die angestrebten Kenntnisse und Kompetenzen verfügt und diese für einen Arbeitsprozess erfolgreich anwenden kann.
IQ-Prozesskette, Phase 3
"Job finden, Selbstständig werden - Ich will jetzt auf den Arbeitsmarkt, als Beschäftigte_r oder Selbstständige_r. Wo finde ich eine Arbeitsstelle, wie stelle ich mich vor, wie gehe ich mit Diskriminierung bei Bewerbungs- und Einstellungsgesprächen um? Welchen Vertrag kann ich getrost unterschreiben, welchen besser nicht?"
In der Phase 4 ist die enge Kooperation mit Betrieben wichtig. Der Einstiegsprozess umfasst Recherche, Bewerbung, Vermittlung und Beginn einer (selbstständigen) Erwerbstätigkeit, vielleicht auch über ein Praktikum.
Zur Unterstützung braucht es Angebote, die zu den individuellen Situationen passen: Hilfe bei der Arbeitsplatzsuche oder dem Bewerbungsverfahren, Coaching beim Einstieg in die Selbständigkeit oder Vermittlung über Betriebskontakte. Der Teilprozess ist beendet mit der Aufnahme einer (selbstständigen) Erwerbstätigkeit.
IQ-Prozesskette, Phase 4
"Karriere machen, Erfolgreich sein - Ich kann mehr! Wie komme ich weiter?"
Der Sicherungs- und Aufstiegsprozess (im Fall von Selbstständigkeit: Konsolidierung und Wachstum) umfasst eine Festigung und Weiterentwicklung der begonnenen (selbstständigen) Erwerbstätigkeit. Dies umfasst die Bereitstellung und Ermöglichung potenzieller Begleitungs-, Qualifizierungs- und Weiterbildungsangebote sowie die Stärkung der (Eigen-)Initiative zur Wahrnehmung eines eigenständigen Lernprozesses.
Das Ziel ist eine (selbstständige) Erwerbstätigkeit und Erwerbssicherung außerhalb eines prekären Arbeitsverhältnisses oder unabhängig von staatlichen Transferleistungen.
IQ-Prozesskette, Phase 5
Mit Hilfe der Prozesskette können die Hilfe- und Unterstützungsstrukturen vor Ort analysiert werden. Der erste Schritt ist die Zuordnung der Akteure und Angebote zu den fünf Phasen. Ist die erfolgt, lässt sich ein erster Blick darauf werfen mit den Fragestellungen: Was haben wir, wo zeigen sich Lücken? Daran schließt sich ein Blick darauf, wie die Übergänge zwischen den einzelnen Phasen gestaltet sind.
Das führt wiederum zu der Überlegung, ob Fachkräfte von ihrer Stelle aus das Unterstützungssystem entlang der Prozesskette überblicken und die Ratsuchenden zuverlässig an die richtige Stelle weitervermitteln können.
Gibt es Spezialisierungen? Wie funktioniert die Zusammenarbeit? Fühlen sich alle Akteure verantwortlich für das Gelingen des Gesamtprozesses? Diese Analyse lässt sich in einem weiteren Schritt als Grundlage für eine integrierte Planung von Diensten und Maßnahmen nutzen, in der Übergänge zwischen den einzelnen Phasen berücksichtigt werden.
Das Modell eignet sich darüber hinaus auch, um sich einzelne kritische Stellen wie Übergabeprobleme oder Funktionsbrüche genauer anzuschauen und dort Lösungsansätze zu entwickeln.
Beispiele und Hinweise
Die Akteure und Institution in der Region ordnen sich mit ihren einzelnen Angeboten selbst den Phasen zu.
Eine (ergänzende) Zuordnung kann auch durch ein bestehendes Netzwerk oder eine Arbeitsgruppe in der Region und/oder durch das Organisationsteam der IMMIGRA erfolgen
Die Informations- und Beratungsbörse kann entlang der fünf Phasen organisiert werden. D.h. die fünf Phasen sind jeweils in Themenschwerpunkte zu untergliedern.
Mit entsprechenden Wandplakaten sichtbar gemacht, können sich die Ratsuchenden dann gezielt Beratung und Information zu den Fragen einholen, die für ihren eigenen Prozess gerade wichtig sind. Gleichzeitig hilft es, sich gegenseitig bekannt zu machen: Ratsuchende erfahren, wen es alles in ihrer Region gibt und welche Angebote ihnen zur Verfügung stehen.
Beispiele und Hinweise
Phase 1: Zugang, Ansprache und Information mit den Themen "Engagement/Freizeit" ,"Fragen des Alltags" sowie "Aufenthalt und Arbeitserlaubnis".